Vergebung ist eines der Hauptmerkmale im Leben Jesu. Wir lesen das in Mt 5,23-24. Jesus lehrt uns, dass Gott uns unsere Sünden nur vergeben wird, wenn wir anderen vergeben (vgl. Mt 18,33). Jesus bittet uns, unseren Feinden nicht nur zu vergeben, sondern sie zu lieben und für sie zu beten (vgl. Mt 5,3-45). Noch am Kreuz vergab er denen, die ihn quälten ... „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23,24). Jesus gab uns ein Beispiel, als er Petrus vergab und ihn zum Oberhirten der Kirche machte; er möchte, dass wir als seine Nachfolger ebenso handeln. Dies bedeutet christliche Vergebung. Untersuchungen haben ergeben, dass sich viele Krankheiten der Menschen auf zerrüttete Beziehungen zurückführen lassen. Sehr oft hören wir das Wort „Vergebung" in Predigten und von Menschen, die sich nach Frieden sehnen. Diese Vergebung trägt jedoch keine Früchte. Sehr oft meinen wir beispielsweise, Menschen, die uns gekränkt hatten, vergeben zu haben; aber sobald wir diesen Menschen begegnen, kommt all die Bitterkeit wieder in uns hoch und es ist schwierig für uns, mit ihnen Kontakt zu haben. Hier hat Vergebung keine Früchte getragen. Oder: Manch einer versucht, Vergebung zu erlangen, indem er den anderen anspricht und um Verzeihung bittet, dann aber fallen verletzende Worte, die noch mehr Gefühle des Hasses zurücklassen als zuvor. Beide Verhaltensweisen stimmen mit der Lehre Jesu nicht überein. Jesus vergibt und vergisst unsere Sünden; er vergibt uns vollständig und bedingungslos (Heb 10,17). Stell dir vor, dass die Person, die dich gekränkt hat, vor dir steht und vor euch beiden steht Jesus. Sprich nun all die Gefühle, die in dir aufsteigen, laut aus, aber so, dass nur du dich hörst. Als nächstes sprich laut die Worte aus, die du von dem anderen gern hören möchtest. Danach bitte Jesus, euch beide mit Seinem kostbaren Blut zu waschen und zu reinigen (1 Joh 1, 7). Wenn wir auf diese Art und Weise vergeben, können wir mit der Person, die uns gekränkt hat, wieder in Beziehung treten. Wir erkennen, dass Vergebung ihren Ursprung in Gott hat. Gewöhnlich vergeben wir, wenn uns jemand gekränkt hat; dies ist jedoch nur eine Seite der Vergebung. Es wäre ein großer Fehler, all die zahlreichen inneren Verletzungen zu ignorieren, die wir seit unserer Empfängnis erhalten haben. Alle Erfahrungen in unserem Leben sammeln sich in unserem Inneren und formen unsere Persönlichkeit. Oft führt dies dazu, dass es uns schwerfällt, die Lehre Jesu zu befolgen und wir uns im Alltag wie seine Feinde benehmen. Deshalb müssen wir in unser Innerstes blicken und unsere Wunden mit dem kostbaren Blut Jesu waschen.